Chronik der Taubstummen- und Gehörlosenvereinen München

1870:

Das in der Mitte des 19. Jahrhundert stark aufblühende Vereinswesen griff auch auf die Taubstummenbewegung über und scharte sie zu Tischgesellschaften mit rein gesellschaftlichen Zwecken zusammen. Bald aber versuchten sie auch durch Sparen isch selbst einen Rückhalt zu geben und ihre Gesellschaft zu großen Leistungen zu führen. Schon am 7. Mai fanden sie in München einen eingetragenen "Taubstummenverein", der sich die gesellige "Vereinigung und Befreundung aller erwachsenen Taubstummen, geistige Fortbildung und sittliche Belehrung, gegenseitige Unterstützung im Alter und bei sonstiger Bedürftigkeit" zum Ziel setzte.

1880 bis ?:

Vereinigung der taubstummen Künstler unter dem Vorstand Adolph Knopf

1882 bis ?:

Verein "Monachia": Zweck: Pflege der Geselligkeit und Freundschaft. Der Vorstand war Josef Schopf und die Versammlung fand im Gasthaus "Gärtnerplatz" am Gärtnerplatz am jeden ersten Samstag und Sonntag im Monat statt.

1892 bis ?:

Allgemeines taubstummen Verein "Bavaria"

1898:

Taubstummenvereinigung "Hufeisen - Kunst und Handwerk": das Zweck war gesellige Unterhaltung, monatliche Leseabend und Vorträge. Heinrich Fick hatte den Verein gegründet. Der Ehrenvorstand war August Glaser und als Vorstand war Anton Kraus tätig. Franz Lüdemann war Schatzmeister. Die Ehrenmitglieder waren Albin Maria Walzulik (Altenburg, Sachsen-Anhalt), Anton Kaulbach (Kunstmaler, Berlin), Hans Fill (Salzburg, Österreich-Ungarn). Die Versammlung fand im Gaststätte "Zum Müllerbad", Hans-Sachs-Straße 8 mit Nebenzimmer am jeden Samstag statt.

1900 bis 1907:

Verein "Totenkopf". Der Vorstand war Erich Fritsch.

1901:

Ortsverein der Taubstummen München e. V. (heute: Ortsverein der Gehörlosen München e.V.)

1901:

Um nun einen Hort für alle vom gleichen Schicksal Betroffenen, einen Zufluchtsort in Unglücksfallen des Lebens zu bieten, wurde unter dem Vorsitz des Kunstmalers Heinrich Fick am 29. September in München der "Zentralverband für das Wohl der Taubstummen Bayerns" gegründet. Die Aufgabe des Vereins bestand:

1. In der Unterstützung der Mitglieder durch Rat und Tat und Gewährung von Aushilfen mit Leid in Notfällen.

2. In Ansammlung eines Kapitals zu diesem Zwecke, sowie zur Errichtung eines Taubstummenheimes.

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Vorstände:

1901-1911 Heinrich Fick, Kunstmaler

1911-1915 Adolf Knopf

1915-1918 Ferdinand Döring (Taubstummenlehrer, München)

1918-1920 Fritz Albreghs

1920-? Ludwig Herzog (Taubstummenlehrer, München)

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1904:

Am 6. April erlangte der Verein Rechtsfähigkeit durch den Eintrag in das gerichtliche Vereinsregister unter dem Namen "Zentralverband für das Wohl hilfsbedürftiger Taubstummer Bayerns e.V., Sitz München."

1908:

Das Jahr war für den Verband in geistiger Hinsicht ein Jungbrunnen, der 7. Deutsche Taubstummenkongreß führte in München über 600 Schicksalgenossen nicht nur aus Deutschland, sondern aus allen angrenzenden Ländern zu gemeinsamer Arbeit unf Freude zusammen. Es müßten hier die Themen des Kongresses, zu dem Vertreter der Stadt, der Schulverwaltung, der Geistlichkeit, der In- und Auslandspresse erschienen waren, erwähnt werden, um das eigenartige Verhältnis der Taubstummen zur Taubstummenschule zu erkennen und zu begreifen. Mit viel Temperament wurde gegen den Privatunterricht und für den Schulzwang der taubstummen Kinder gesprochen. Es wurde die Gründung einer Fachzeitschrift für alle Taubstummen gefordert, ferner Taubstummenheime für alte und erwerbunfähige Taubstumme. Der Gebrauch der Gebärdensprache bei den Gottesdiensten wurde verlangt. Die Einführung des praktischen Unterricht im Handwerk und in der Haushaltung für die taubstummen Schüler wurde als notwendig empfohlen. Schon damals glaubte der Kongreß das Bedürfnis einer Zentralanstalt für begabte Gehörlose (eine Art Mittel- und Hochschule nach amerikanischem Vorbild) beweisen zu können. Der Öffentlichkeit, namentlich aber den Volksbildern müsse eine Aufklärung über das Wesen der Taubstummen gegeben werden.

1910:

Der Taubstummeverein "Isaria" wurde in München gegründet. Der Vorstand war Johann Selzle und als Schriftführer war Hermann Vökel. Die Versammlung fand im Restaurant "Zum Arnulf" in der Arnulfstraße 42 am jeden Samstag statt. Die Ehrenmitglieder waren Adolf Knopff, Kunstmaler und Eichhorn, akademischer Bildhauer.

1913-1914:

Als wichtiges Ereignis aus diesem Jahr war die Neugestaltung der Satzungen und die Namensänderung in "Landesverband für das Wohl hilfsbedürftiget Taubstummer Bayerns" zu verzeichnen. Am 28. und 29. September wurde die Satzung von der Generalversammlung beraten, und mit einigen unwesentlichen Änderungen angenommen. Sie könnte am 21. Februar 1914 endgültig in Kraft treten.

1914:

Am 1. Mai erschien zum erstenmal das Vereinsorgan unter dem Titel "Wegwart" als Monatschrift zur Belehrung, Unterhaltung und wirtschaftlichen Förderung der Gehörlosen, geleitet von Taubstummenlehrer Ernst Emmerig und dem Vorstande des Landesverband. Taubstummenlehrer Ludwig Herzog gründete die erste Taubstummenriege für Damen und Herren und ein Fortbildungskurs wurde in Aussicht gestellt.

1918:

Münchner Taubstummen-Touristen-Club "Edelweiss" wurde am 27.Juli in München gegründet.

1924:

Gehörlosensportverein München

Der Stammtisch "Salvatorkeller" wurde im Salvatorkeller mit Nebenzimmer in der Hochstrasse gegründet. Der Obmann war Ferninand Gewaltsleitner und die Versammlung fand jeden Samstag und Sonntag statt.

1926:

Das Waldheim des Bayerischen Taubstummenfürsorgeverbandes war durch private Veranstaltung befreundete Mitarbeiter Wirklichkeit geworden und damit eine jahrelang gehegte Sehnsucht der Taubstummen in Erfüllung gegangen. Der Wald war eingezäunt und zu hoffen, daß noch im Laufe des Juli die Waldhütte erstehen wurde.

1933:

Gleichschaltung aller Vereinen

1953:

Gehörlose Bergfreunde München

1959 bis 2002:

Münchner Gehörlosen-Ortsclub e.V.

1963:

Kath. Gehörlosengemeinschaft "St. Johannes der Täufer"

1972:

Gehörlosen Automobilclub "Weiß-Blau" München e. V. im ADAC

1977:

Gehörlosen-Kegelclub "Isaria" München 1977 e.V.

1979:

Stadtverband der Gehörlosen (heute: Gehörlosenverband München und Umland)

1991:

Arbeitsgemeinschaft "Gehörlose auf anderem Weg" bei Sub. Die Arbeitsgemeinschaft wurde von Gabriele Rausch und Thomas Funke im Restaurant "Villanis" in der Sendlinger Strasse 68/Rgb gegründet. Zweck: Pflege der Geselligkeit, Freundschaft und Aufklärungen von verschiedenen Themen.

1995 bis 2004:

Münchner SchwuLesbische Gehörlose e.V.: Der Verein wurde von Rudolf-Franz Schwarz und anderen Gründungsmitglieder gegründet. Die Arbeitsgemeinschaft "Gehörlose auf anderem Weg" war Vorläufer.

1999:

Gehörlosen-Tauchsportverein München e.V.: Der Vorstand ist Achim Blage.

2001 bis 2003:

Verein zur Förderung des bikulturellen Lebens von gehörlosen und schwerhörigen Kindern und Jugendlichen (bikule) e.V.: Der Verein wurde im Restaurant "Am Rosengarten", Westpark gegründet. Der Vorstand war Bernd Schneider.

2005:

Die Arbeitsgemeinschaft "Munich Deaf Club" wurde unter dem Leiter Andreas Peppe wiedergegründet, im Zusammenhang von der Auflösung des Vereins "Münchner SchwuLesbische Gehörlose".

Selbsthilfegruppen:

1973:

Seniorenclub

1981:

Mutter-Kind-Gruppe (heute: Familientreff)

1984:

Kommunikationsforum

1988:

Kulturzirkel

1991:

Frauengruppe

2000:

IG Hörgeschädigte Studenten und Absolventen

2001:

Polnisch Treff

 

 

 

 

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