Ruth Schaumann (1899-1979)


Ruth Schaummann war eine hochbegabte taubstumme Schriftstellerin,
Bildhauerin, Graphikerin und Malerin, die zu den bekanntesten Künstlern
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte. Ihr Gesamtwerk umfasst
mehr als 90 Bücher, darunter Märchen, Novellen, Romane und Gedichte.

Sie wurde am 24.8.1899 in Hamburg als zweite Tochter der Elisabeth Becker und des Offiziers Friedrich Schaumann geboren. Sie verlebte ihre Kindheit in der kleinen elsässischen Garnisonsstadt Hagenau und in der großelterlichen Mühle in Ülzen am Rande der Lüneburger Heide zusammen mit zwei Schwestern.

Im Alter von sechs Jahren erkrankte Ruth Schaumann schwer an Scharlach und verlor innerhalb von drei Tagen das Gehör, was ihr Leben ganz außerordentlich prägte.
Dass aus der früh erlittenen Behinderung für Ruth Schaumann kein Nachteil erwuchs, verdankte sie sicherlich auch ihrer begüterten Familie, die durch entsprechende Privatlehrer ihre Talente fördern konnte.

Ruth als Jugendliche

Im Jahr 1917 übersiedelte sie nach München und besuchte dort eine private Kunstschule.
1918 trat Ruth Schaumann nach bestandener Aufnahmeprüfung in die Bildhauerklasse von Prof. Wackerle ein.

In dieser Zeit schuf sie die beinahe lebensgroße Lindenholz-Plastik „Verkündigung“, welche den Ausschlag dafür gab, sie 1921 zur Meisterschülerin zu ernennen.

Ruth als junge Frau


In dieser Zeit entstanden eine Vielzahl von ausdrucksstarken Reliefs, Bronzen, Terrakotten und Holzbildwerken. Vorherrschende Themen waren vor allem die tief religiöse Verwurzelung der Künstlerin, biblische Inhalte und ein immer neuer Blick auf alle Facetten des Menschseins .
Im Saarland findet man in der katholischen Kirche in Lebach-Falscheid Kreuzwegstationen aus dem Jahr 1932. Es sind Holzschnitte von Ruth Schaumann, die später koloriert wurden.
In der Kirche St. Elisabeth in Saarbrücken kann man eine Marienstatue der Künstlerin bewundern.

Der Bildhauerei folgten Arbeiten in Graphik, Porzellan, Glasmalerei, Öl- und Temperamalerei, die man noch heute überall in Deutschland finden kann.
Den Scherenschnitt entwickelte Ruth Schaumann zu einer eigenen Kunstform
Sie trat sie zum Katholizismus über und begann mit der Publikation religiöser Lyrik („Die Kathedrale“).

1924 heiratete sie den Redakteur und Literaturkritiker Peter Fuchs, mit dem sie fünf Kinder hatte.

Neben zahlreichen Ehrungen und Preisen erhielt sie 1932 als erste Frau den Dichterpreis der Stadt München, ferner den Kogge-Ring der Stadt Minden in Westfalen und den Bayerischen Verdienstorden.

Für ihr Gesamtlebenswerk als Schriftstellerin und bildende Künstlerin wurde sie 1959 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuz fand in der Landestaubstummenanstalt München statt.

Ruth Schaumann (siehe: 2. Reihe von rechts)

Zuvor hatte Ruth Schaumann eine Klasse der Landestaubstummenanstalt besucht und zeigte den Schülern ihrer Scherenschnitte.

„Das Arsenal“ und „der Kugelsack“ waren ihre letzten Romane. Im „Arsenal“ setzte sie sich am Ende ihres Lebens intensiv mit ihrer Gehörlosigkeit auseinander, die sie zeitlebens zu verbergen suchte.

Ruth Schaumann starb am 13.3.1975 in München.

Gedenksbild von Ruth Schaumann (Selbstbildnis)



zurück