Professor Paul Ritter d. Ä.
Architektur- und Historienmaler, Kupferstecher aus Nürnberg

Am 4.März 1829 erblickte Paul Ritter in Nürnberg das Licht der Welt. Schon im 4.Lebensjahr verlor der Gehör und Sprache an der Folgen einer Krankheiten und wurde in der damals gerade bestehenden Taubstummenschule zu Nürnberg von dem Lehrer, Herrn Völkel erzogen. Schon frühzeitig zeigte er sein freiwilligesTalent für die Kunst.

Er wurde Schüler des Professor Heidelhoff. In der Nürnberger Kunstgewerbeschule behielt Professor Heidelhoff ihn mit seinem Bruder Lorenz Ritter neun Jahre in der Lehre bei sich. Hier lernten Paul und sein Bruder Lorenz das Kupferstechen und die Aquarell- und Ölmalerei.

(Lorenz war hörend und um drei Jahre jünger als sein taubstummer Bruder Paul. Er hat mit seiner Frau Emma Gudden, die Tochter des Professors Gudden, ein Kind namens " Johann Lorenz Ritter der Jüngere" genannt, Paul als "Johann Paul Ritter der Ältere")

Mit eisernen Fleiß und Ausdauer brachte er es so weit, dass er Italien, Östereich und Frankreich besuchen und die dortigen Kunstschätze kennen lernen konnte, was er im Laufe der Zeit mehrmals wiederholte. Später siedelte er in Stuttgart, Berlin und andere grosse Städte über, wo er längere Zeit gemeinsschaftlich mit seinem Bruder, dem gleich ihm bekannten Maler und Kupferstecher Lorenz Ritter hielt. Zuvor besuchten Paul und Lorenz die Berliner Kunstakademie und arbeiteten dann bis 1858 beim graphischen Unternehmen Ernst Korn in Berlin.

Ende der 60er Jahre kehrte er mit seinem Bruder Lorenz nach Nürnberg zurück und verlegte sich schließlich auf Ölmalerei. Seine Werke, deren Motive meist aus Nürnbergs Vergangenheit gewählt sind und namentlich Nürnbergs herrliche Architektur meisterhaft wiedergaben, fanden allseits Anklang und willige Käufer. Inzwischen machten sich die beiden Brüdern Paul und Lorenz Ritter selbständig, die die Kupferstecherei in Nürnberg betrieben. (Die Kupferstecherei befand sich in der Vestnertorgraben 37 und das Haus überlebte seit dem Bombenangriff nicht.)

Im Jahr 1889 wurde Paul zum Kgl. Professor ernannt (Lorenz nahm die Ernennung als Professor nicht an.), begann die Nachfrage nach seinem Werken erst recht. War doch der deutsche Kronprinz Wilhelm, nachmaliger Kaiser Friedrich II. einige Jahre vorher persönlich in seinem Atelier anzusehen, um das damals seiner Vollendung entgegengehende Kolossalgemälde "Eindringung der Reichskleinodien in Nürnberg".

Das Gemälde war damals eine Zierde des Rathaus (heute in Industrie- und Handelskammer in Nünberg) und wird von allen Besuchern mit Bewunderung betrachtet. Eine ganze Reihe herrliche anderer Gemälde, die fast nur in feste Hände übergingen, wie "Alte Schau", "Schöner Brunnen", Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche", und viele andere.

Obwohl er viele hohe und angesehene Freunde und Gönner besaß, war seine liebste Unterhaltung doch der Umgang mit seinen gleichen. Fast jeder gebildete Taubstumme, der nach Nürnberg kam, rechnete es sich zur Ehre an, Professor Paul Ritter besucht und ihn gesprochen zu haben. Alle waren voll des Lobes über seine entgegenkommendes Wesen und seiner Freundlichkeit. Doch auf der Armut gedachte er fleißig, niemals ist ein armer, mittelloser Taubstummer unbeschenkt von seiner Schwelle gegangen, stets war er bereits, mit Rat und Tat anderen zur Seite zu stehen,

Paul Ritter liebte die Geselligkeit, wenn sie sich in erlaubten Grenzen bewegte, und war ein heiterer Erzähler. Wenn er gestern an einer Hoftafel gespeist hatte, so saß er morgen schon mit gleicher Gemütlichkeit im Kreise seiner Freunde froh, aller Etikette (Förmlichkeiten) ledig zu sein und erzählte mit köstlichen Humor seiner Erlebnisse, wobei er sein Person nicht vergaß, wenn er irgendwelchen Verstoß gegen die bestehenden Zeremonieren (Umgangsformen) begangen hatte.

Eines seiner letzten Bilder ist das prachtvolle Altarbild, welches die Kapelle der damals sogenannten Kreistaubstummenanstalt Nürnberg schmückte. Dieser Mann, der nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein wahrer Freund der Taubstummen war, dessen Andenken in den Kreisen der jetzigen jungen Taubstummen-Generation auf neue in Erinnerung gebracht werden und dieselbe anspornen, gleich ihm nach dem Höchsten zu streben und ihn als Vorbild zu nehmen.

Am 27. November 1907 schloss er seine Augen für Ewigkeit und seine Beerdigung fand auf dem St. Johannis-Kirchhof unter zahlreicher Beteilung statt.

zusammengefasst von Franziska Fehringer und Markus Beetz
(Monacensia Gebärdende Historie, München)

 

zurück