Chronik der Gehörlosenbildung Michelfeld
Der rührige
Michelfelder Pfarrer hörte, dass der Regens des Dillinger Priesterseminars
Johann Evangelist Wagner sich mit dem Gedanken trage, ein Heim für erwachsene
Taubstumme zu errichten. An diesen frommen und gelehrten Priester wandte sich
Neppenbacher, indem er gleichzeitig auch den Erzbischof Friedrich von Bamberg
für die Angelegenheit interessierte.
„Sechs Einrichtungen für taubstumme und geistesschwache Mädchen
hatte ... Wagner in Bayern schon gegründet. ... So reiste er im Jahre
1882 mit zwei Dillinger Franziskanerinnen nach Michelfeld, das ehemalige Kloster
zu besichtigen. ... Es war ein mutiger Entschluß, diese Gebäude
zu kaufen und darin eine Taubstummenanstalt zu errichten. Schon am 29. Oktober
1884 zogen die ersten drei Schwestern mit elf erwachsenen Taubstummen ein.
In dem leeren Kloster regte sich neues Leben.“
Der Kaufvertrag zwischen dem Staat und der Taubstummenanstalt wurde am 22.
Dezember 1885 vor dem Notar in Auerbach geschlossen. Die Anstalt wurde darin
für 1500 Mark, zu ent-richten an die Pfarrstiftung Michelfeld, und mit
der Übernahme der Baupflicht an den Schulgebäu-den Eigentümerin
des größten Teiles der ehemaligen Klostergebäude und eines
Grundbesitzes von 1,237 ha. Durch die schon erwähnte Schenkung der Geschwister
Barbara, Georg, Kunigunde, Maria und Theresia Götz von ca. 10 ha und
eine weitere von Frau Christine Grüner über ca. 6 ha war auch ein
wirtschaftlicher Grundstock gelegt.
„Im großen Festsaal der ehemaligen Prälatur wurden Stickrahmen
und Nähtische aufgestellt und unter Leitung der Klosterfrauen fertigten
taubstumme Mädchen mit fleißigen Händen kirchliche Gewänder
von einfacher bis zu kunstvollendeter Ausführung. Wenn auch nicht
geräuschvoll und glänzend nach außen, so gestaltete sich das
Leben der Armen doch freude- und lichtvoll nach innen.“
Kreisgehörlosenschule Michelfeld in der Nazizeit:
Insgesamt sind mindestens 33 körperlich oder geistig behinderte jüdische Nürnbergerinnen und Nürnberger dem nationalsozialistischen "Euthanasie"-Programm zum Opfer gefallen. Sie waren bis zu ihrer Deportation in der Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) Erlangen, der bayerischen Taubstummenanstalt Michelfeld, den Einrichtungen der Diakonie in Neuendettelsau, der hessischen Landesheilanstalt Weilmünster und der unterfränkischen Heil- und Pflegeanstalt Werneck untergebracht
Michelfeld nach dem Krieg:
Versorgungs-
und Pflegeheim Michelfeld:
Der gesamte Gebäudekomplex wurde in den letzten Jahren mit enormem Kostenaufwand
unter strenger Beachtung des Denkmalschutzes gründlich renoviert und,
soweit durch die räumlichen Vorgaben möglich, großzügig
und funktionell nach den heutigen Bedürfnissen eingerichtet.
Der Innenhof wurde ebenfalls grundlegend umgestaltet und bildet nun zusammen
mit der imposanten Fassade des Klosters einen schönen Anblick.
Im ehemaligen Schulhaus (1903 - 1969) wurde für Therapiezwecke und zur
Erholung der Bewohner sogar ein modernes kleines Hallenbad eingebaut. Zuletzt
entstanden am Ortrand von Michelfeld zur Saaß hin mehrere Gebäude,
in denen die Behinderten nach modernsten Gesichtspunkten wohnen und betreut
werden.
"... wichtige Veränderungen brachten die achtziger Jahre mit sich.
Über die rein pflegerische Versorgung hinaus wurden sinnvolle Beschäftigungsangebote
entwickelt. Ein wichtiger Meilenstein war hierbei 1985 die Errichtung von
Fördergruppen. Hier erhalten Menschen mit schweren Behinderungen Bildungsangebote,
die die einmal erreichten lebenspraktischen und sozialen Fertigkeiten festigen
und ggf. erweitern sollen. Auch der Aufbau der Franziskus-Werkstätten
war ein wichtiger Einschnitt. Menschen mit Behinderung, die in der Lage sind,
eine wirtschaftlich verwertbare Arbeitsleistung zu erbringen, erhalten hier
sozialrechtlich abgesicherte Arbeitsplätze."
Aus der Taubstummenanstalt und dem Pflegeheim entwickelte sich so in den vergangenen
Jahren eine moderne integrative Einrichtung für erwachsene Frauen und
- seit kurzem auch - Männer mit Behinderung. Heute leben in der Regens-Wagner-Einrichtung
Michelfeld etwa 210 geistig und körperlich Gebrechliche und Behinderte.
Sie werden betreut von ca. 20 Dillinger Franziskusschwestern und etwa 90 weltlichen
Kräften. Weithin bekannt ist die Fahnen- und Paramentenstickerei, in
der z.B. Vereine ihre kostbaren alten Fahnen restaurieren oder sich neue anfertigen
lassen
(Quelle: Chronik der Gehörlosenbildung Michelsfeld, Fotos: Privatsammlung)
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