Josef Zirkl (1875-1945)

"herausgegriffen und hingerichtet"

Josef Zirkl wurde als eines der ältesten unter 13 Geschwister auf einem großen Bauernhof in Oberteuerding am 11.02.1875 geboren. Nach damaligen bayerischen Recht hatte er in der Gemeinde Teuerding (Landkreis Kehlheim) das "Heimatrecht", Er besuchte die Volksschule auf dem Land und erlernte, wie das damals weiterhin üblich war, keinen Beruf. Er sollte ja einmal den Hof führen. Schließlich erbte er mit ca. 35 Jahren den elternlichen Hof. Aber die schwere Arbeit, die Gebundenheit an den Hof und an sein Dorf waren nicht seine Sache. Er wollte lieber frei sein, wollte lieber in die Stadt ,die soviele anzog. Er unternahm damals Reisen, z.B. Lourdes, was für seine Zeit und für seine Verhältnisse ganz ungewöhnlich gewesen war. Als ihm jemand für den Hof eine große Summe Geldes anbot, verkaufte er . Mit dem Geld konnte er den Erbteil aller seiner Geschwister auszahlen und außerdem Ostendorfer Strasse (heute: Richard-Wagner-Strasse). Es war ein relativ großes Haus mit mehreren Wohnungen und einem großen Garten. Immer noch blieb dann von dem Erlöß aus dem Hof ein Rest, den er bei der Sparkasse anlegte. Aus den Zinsen, den Mieteinnahmen und seinem Lohn als Hilfsarbeiter hoffte er auszukommen und hinfort nicht mehr auf dem Land, sondern in der Stadt leben zu können.

Den ersten Weltkrieg machte er von Anfang bis zum Ende an der französischen Front mit. Leider ist darüber nichts Näheres bekannt, weil er wie viele der damaligen Soldaten nichts aus dem Krieg erzählt hat. Jedenfalls kehrte er mit Orden und ohne bleibende Verwundungen oder Krankheiten in die Heimat zurück und blieb bis zu seinem gewaltsamen Tod bei guter Gesundheit.

Erst mit 45 Jahren - 1920 - heiratete Josef Zirkl die um zwanzig Jahre jüngere Helene Holzer aus der Großstadt Leipzig. In seiner "Familienpolitik" ahmte er ebenso wenig wie in seinem sonstigen Leben und Beruf seine Eltern und Vorfahren nach: Aus seiner Ehe ging nur ein einziges Kind hervor. Durch die Inflation 1923 verlor er sein ganzes Kapitalvermögen. Die Tätigkeit als Hilfsarbeiter war damit noch wichtiger geworden. Zuletzt arbeitete er dabei als Lagerarbeiter bei einer Großhandelfirma am Güterbahnhof.

Zirkl ließ sich nicht unterkriegen. Mit Hilfe einer Hypothek errichtete er 1928 im Garten seines Hauses, wo vorher hölzerne Ställungen für Offiziere gewesen waren, ein Rückgebäude. Hierhin zog er mit Frau und Kind.

Aber dann kam der zweite Schlag. Wieder kreuzte die hohe Politik seine Pläne eines friedlichen Lebens. Der Weltwirtschaftskrise und die damit verbundene große Arbeitslosigkeit trafen ihn auch. 1929 verlor er seinen Arbeitsplatz. Nun mußte seine Frau den größten Teil des Lebensunterhaltes als Zugehfrau beschaffen. Er war nun schon über die Mitte der fünfzig und als alt. Alles war anders gekommen, als er es sich einmal vorgestellt hatte. Daß er arbeitslos geworden war und die Frau Dienstarbeiten verrichten musste.

Er schimpfte auch in der Öffenlichkeit gegen Hitler, wobei seine Frau und gut meinende Freunde ihn oft warnten. Als es Zeit war, daß seine Tochter dem BdM (Bund deutscher Mädchen) beitreten sollte und auch schon zweimal dort mitgemacht hatte, verweigerte er seine Zustimmung und verbot der Tochter jede Beteiligung ganz energisch. Die Tochter mußte der BdM-Führerin sagen, daß ihr Vater ihr den Beitritt nicht erlaubte. Daraufhin die Führerin: "Das werden wir schon regeln! Aber es konnte nicht geregelt werden."

An den vielen Tagen, an denen Beflaggung angeordnet war, hängte Zirkl an seinem Haus gelegentlich die schwarz-weiß-rote, aber nie die Hakenkreuzfahne heraus. Aufforderungen gegenüber blieb er standhaft. Seine Ablehnung hat sich durch die 12 Jahre der Hitlerherrschaft nie geändert.

Drei Gründe bestimmten Zirkls Verhalten waren:

1. weil er die "NS-Bronzen" und das NS-System haßte.

2. weil er sich mit der Kirche und dem Domprediger verbunden fühlte und diesem helfen wollte.

3. weil er die Stadt und sein Eigentum nicht in Flammen aufgehen sehen wollte.

Nach der Verhandlung wurden "nur" Dr. Maier (Domprediger) und Zirkl zum Tode verurteilt. Es gab keine Rechte für Zirkl ,obwohl er Dolmetscher brauchte und sehr schlecht hörte.

Auf dem Moltkeplatz hatte man dann schon von der Schlägerei toter Zirkl am 23. April 1945 aufgehängt.

Quelle: (Sag es unseren Kindern, Widerstand 1933-1945, Beispiel Regensburg, Professor Dr. Ing. Wilhelm Kick, 1985)

 

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